Eine Geschichte von zwei Städten

Eine Geschichte von zwei Städten
Eine Geschichte von zwei Städten

"Eine Geschichte von zwei Städten", Charles Dickens, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg, 2015

 

Mit diesem Roman erzählt Charles Dickens eine schicksalsschwere Geschichte, die sich kurz vor und während der Französischen Revolution abspielt. Im Mittelpunkt steht der französische Marquis Charles Evrémonde, der sich nicht mehr mit den grausamen Machenschaften seiner aristokratischen Ahnen identifizieren kann: Er siedelt nach London über und beginnt dort unter dem Namen Charles Darnay ein neues Leben als einfacher Sprachlehrer. Sein privates Glück findet er mit der Arzttochter Lucie Manette, die ebenfalls französische Wurzeln hat. Erst allmählich zeigt sich, auf wie verhängnisvolle Weise das Leben Charles' mit Lucies Vater, Dr. Manette, verwoben ist: Charles' adeliger Vater und Bruder hatten es einst zu verantworten, dass Dr. Manette achtzehn Jahre lang unschuldig in der Bastille gefangen gehalten wurde. Charles Darnay kann sein zufriedenes Leben in London nicht genießen: Ein Bekannter, der in Paris inhaftiert wurde, ruft ihn zu Hilfe. Charles eilt nach Paris und wird sofort festgenommen. Wegen seiner adeligen Herkunft verurteilt man ihn zum Tode. Ein Freund der Familie, der Advokat Sydney Carton, der Lucie heimlich liebt, opfert sich schließlich für Charles und geht an dessen Stelle zur Hinrichtung.

Charles Dickens hat eine grandiose, wenn auch äußerst verwickelte Geschichte erdacht, die bis zuletzt spannend bleibt, da der Ursprung allen Unheils erst gegen Ende des Buches enthüllt wird. Die Unruhen der Französischen Revolution bilden einen großartigen Rahmen für die Erzählung. Dickens hat die Gräuel der Revolution in all ihrer Grausamkeit glaubwürdig dargestellt. Wenn man sich auf seinen ausführliche und kryptische Erzählweise einlässt, wird man durch dieses Buch bestens unterhalten. Dickens entwickelt außer seinen Hauptfiguren eine Vielzahl von faszinierenden Charakteren, wie z. B. die unverzichtbaren guten Geister der Familie Darnay: den loyalen alten Bankangestellten Jarvis Lorry, die aufopferungsvolle Hausdame Miss Proß, und viele weitere. Von der märtyrerhaften Selbstaufopferung Sydneys für Charles mag man halten, was man will, die Idee scheint unglaubwürdig. Realistisch wäre gewesen, wenn Sydney nach Charles' Hinrichtung, nach angemessener Trauerfrist, die Witwe geheiratet hätte. Trotzdem ist dies ein großartiges Buch mit fantastischer Handlung, schönen Illustrationen und sehenswerter Ausstattung.