Wasserkraft in Augsburg

Wasserkraft in Augsburg
Wasserkraft in Augsburg

"Wasserkraft in Augsburg", Franz Häußler, context verlag Augsburg, 2015

 

Dieses ansprechende Buch ermöglicht eine besonders interessante Perspektive auf Augsburg, und zwar in Hinblick auf die Nutzung der Wasserkraft. Diese hat im wasserreichen Augsburg eine Jahrhunderte alte Tradition. Schon früh lernten die Menschen, die Flüsse Lech, Wertach und Singold anzuzapfen und das Wasser in Bäche zu leiten, um es für den Betrieb zahlreicher Mühlen zu nutzen. Mit Beginn der Industrialisierung wurden viele Standorte von Mühlen beibehalten und nun nicht mehr zum Mahlen, sondern zum Antrieb von Maschinen genutzt. Augsburgs Wasserreichtum war ein bedeutender Standortfaktor für umfangreiche Industrieansiedlungen. Nachdem durch den Niedergang der heimischen Textilindustrie viele Fabriken zugrunde gegangen waren, konnten viele ihrer Wasserkraftwerke erhalten werden. Einundvierzig davon werden heute im Stadtgebiet zur Stromgewinnung weiter betrieben. Franz Häußler zeichnet die Geschichte all dieser Wasserkraftwerke akribisch nach und ermöglicht dadurch einen tiefen Einblick in die Industriegeschichte der Stadt. Der Leser erfährt viel über die Funktion verschiedener Turbinen. Für jedes Wasserkraftwerk ist genau aufgeführt, welche Leistung es hat und wie viele Durchschnittshaushalte es mit Strom versorgen kann, wodurch das Buch vor allem für Technikfreunde interessant wird. Franz Häußlers Recherchearbeit muss enorm gewesen sein. Da in „Wasserkraft in Augsburg“ die Namen der vielen Bäche und Kanäle im Stadtgebiet aufgeführt werden, kann man als ortskundiger Leser ausgezeichnet darüber meditieren, ob man die Wasserläufe alle namentlich kennt. Da das Buch von den Stadtwerken herausgegeben wurde, stellt es die Nutzung der Wasserkraft als besonders umweltfreundlich und fördernswert dar. Wenn man sich vor Augen hält, in welchem Ausmaß die genutzten Flüsse dafür umgestaltet wurden, bleibt man jedoch skeptisch. Interessant ist es, vorliegendes Buch parallel zu „Am Lech – Lebensräume für Schmetterlinge“, von Eberhard Pfeuffer, zu lesen. Letzteres zeigt den Lech aus einer völlig anderen Perspektive, nämlich als bedeutendes Biotop für unzählige Tier- und Pflanzenarten, dessen Schutz absoluten Vorrang hat. Der Interessenkonflikt zwischen Naturschutz und unserem Energiebedarf scheint unüberwindbar zu sein. Selbstverständlich ist „Wasserkraft in Augsburg“ trotzdem unbedingt lesenswert, schon allein wegen der vielen historischen Dokumente und ausgezeichneten Fotos.